Wiese Matthias Sorg
Artenschutz

Umsetzung Masterplan Orchideenschutz Kanton Bern

Die Abteilung Naturförderung des Kt. Bern (ANF) liess 2015 den «Masterplan Orchideenschutz Kt. Bern» erarbeiten. Er zeigt auf, mit welchen Instrumenten auf die Erhaltung gefährdeter Orchideenarten hingearbeitet werden kann. 2016 startete die Umsetzung unter der Trägerschaft von Pro Natura Bern.

Im einem ersten 5-Jahreszyklus liegt der Schwerpunkt auf Erhaltungsprojekten für die 15 Arten der Gefährdungskategorie 1. Zudem sollen in 15 Gemeinden flächendeckend die Orchideenstandorte kartiert, Orchideenpflegekonzepte erstellt und umgesetzt werden.

Ausgangslage

Die Schweizer Orchideen wachsen in ganz verschiedenen Ökosystemen, aber im Gegensatz zu den Tropen immer am Boden. Fast für jeden mageren Lebensraumtyp gibt es spezialisierte Arten. Wasserdominierte Lebensräume und Trockenwiesen beherbergen eine besonders hohe Zahl von Orchideenarten. Orchideen sind aber nicht nur attraktive Blumen mit einer spannenden Funktionsweise, viele sind durch Lebensraumverlust gefährdet – obwohl alle 76 Arten gesamtschweizerisch geschützt sind. Es stehen denn auch 31 Arten, also 40%, auf der Roten Liste im engeren Sinn. Im Kt. Bern wurden in den letzten 15 Jahren nur noch 58 Arten nachgewiesen. Im Berner Mittelland haben 40% davon ein hohes Aussterberisiko oder sind bereits ausgestorben. Orchideen sind sogenannte Schirmarten. Dort wo sie wachsen, kommen oft noch andere seltene Tier- und Pflanzenarten vor. So sichert die Erhaltung von Orchideenbiotopen auch die Lebensgrundlagen vieler anderer gefährdeter Arten. Darum hat Pro Natura Bern 2015 entschieden, für die nächsten Jahre Orchideenerhaltung zu einem ihrer Schwerpunkte zu machen.

Ziele

Das Fernziel ist: «Im Kanton Bern kommen alle aktuell noch vorhandenen Orchideenarten in ihren potentiellen Verbreitungsgebieten wieder in so starken, in austauschfähigen Abständen verteilten Populationen vor, dass sie ohne spezielle anthropogene Hilfe langfristig überlebensfähig sind.» Oder gemäss Biodiversitätsstrategie: «Das Überleben der einheimischen Arten wird in ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet sichergestellt und ihre genetische Vielfalt erhalten.» Dies beinhaltet für Arten der Gefährdungskategorie 1 vor allem:

  • Bestehende Orchideenlebensräume: Vertragliche Sicherung inkl. Umfeld mit Ausbreitungspotential, ökologische Standortoptimierung, Verbesserung der Vitalität der Orchideen-Populationen, Vernetzung mit andern Populationen.
  • Wiederbelebung ehemaliger Standorte: Wiederherstellung günstiger Standortbedingungen;
  • Gefährdete Orchideenstandorte: Erhaltung.

Inhalt

Das Projekt beinhaltet eine breite Palette von Förderinstrumenten, wie

  • Erarbeitung und Umsetzung von Aktionsplänen für die Arten der Gefährdungskategorie 1;
  • auf Ebene Grundbesitzer umgesetzte Massnahmen zur Lebensraumverbesserung und –sicherung;
  • Unterstützung der Gemeinden in ihrer Verantwortung für den Arten- und Biotopschutz;
  • Sensibilisierung der Bevölkerung.

Neben der Überprüfung und Neueinschätzung aller bisher bekannten Standorte sollen ca. 15 neue Gemeinden flächendeckend kartiert und mit Orchideenpflegekonzepten (OPK) ausgerüstet werden. Diese zeigen im kommunalen Massstab auf, wo welche Orchideenarten wachsen und welche Standorte zum Überleben Pflegemassnahmen brauchen. Die Umsetzung der OPK erfolgt fortlaufend, wobei auch die Umsetzung in den 18 von 2009–2016 kartierten Gemeinden weiter unterstützt wird.

Das Projekt ist vorerst auf 5 Jahre ausgerichtet. Danach sind erste Erfolgskontrollen und Auswertungen möglich, die eine Weiterausrichtung erlauben.

Trägerschaft und Finanzierung

In Absprache mit der ANF übernimmt Pro Natura Bern die Trägerschaft. Christian Gnägi von wegpunkt (www.weg-punkt.ch) koordiniert die Facharbeit. Die Massnahmen erfolgen in Zusammenarbeit mit den Amtsstellen ANF und Kantonales Amt für Wald. Weitere Personen mit Kartiererfahrung und Studenten der Forschungsgruppe Stadtökologie (ZHAW) arbeiten mit.

Hauptsponsoren des Projekts sind die Ökofonds BKW, ewb und Energie Thun. Neben Pro Natura beteiligt sich auch der Kanton Bern über verschiedene Kanäle an Teilprojekten.

Erfolgskontrolle und Monitoring

Die OPK werden in Dreijahreszyklen umgesetzt, da sich vor allem im Wald die Bedingungen rasch ändern. Am Ende jedes Dreijahreszyklus erfolgt ein Kurzbericht an die jeweilige Gemeinde mit den getroffenen Massnahmen, der Feststellung der pendenten Massnahmen, der Erfolgskontrolle an den Massnahmenstandorten und Massnahmenvorschlägen für den nächsten Dreijahreszyklus. Für jede Gemeinde wird eine Person gesucht, die die Patenschaft für die wichtigsten Orchideenstandorte übernimmt. Dieses Vorgehen ist in den bisher kartierten Gemeinden bereits etabliert.

Bei der Umsetzung der Aktionspläne erfolgt die Zielerreichungskontrolle am Schluss der 5-Jahresperiode. Für die wichtigsten, bzw. gefährdetsten Standorte werden Patenschaften eingerichtet, die ein regelmässiges Monitoring beinhalten.